Freitag, 13. September 2019

Vancouver

 






Die letzten Tage in Kanada nahen, sowohl für mich als auch für Natascha. Bevor Natascha nach Hause fliegt, haben wir aber noch vier gemeinsame Tage um Vancouver zu erkunden. Neugierig und voller Vorfreude beziehen wir zunächst unser Hostel, nachdem wir unseren tollem KIA Soul wieder am Flughafen abgeben haben. 

Dann die erste herbe Enttäuschung. lt. Bokking.com hat das Samesun Vancouver eine Bewertung von 8,2 von 10 Punkten und soll ein 3 Sterne-Hotel sein. Es ist eine Katastrophe und nur noch von einer Unterkunft in Indien zu toppen gewesen. Die Küche einschließlich des Geschirrs verdreckt und nicht zu gebrauchen, die Zimmer und Duschen besitzen eine Mikrogröße und es ist sehr laut in diesem Hostel. Ich musste hier dann leider noch vom Sonntag, 8. bis Freitag, 13. September 2019, also 5 Nächte bleiben. Umbuchen ging auch nicht mehr, da so kurzfristig die Preise in einer Großstadt voller Touristen nicht bezahlbar sind. Dabei hätte das Hostel sehr gutes Potenzial: zentrale Lage, tolle Ausflüge und kostenloses Frühstück, bestehend aus Toast, Marmelade und Kaffee. Nun....ich zählte die Nächte jedenfalls rückwärts runter. Auch solche Erfahrungen gehören irgendwie leider immer wieder dazu. Man kann sich eben nicht allzu sehr auf die Bewertungen im Internet verlassen. Besser sind persönliche Tipps.


D

Wir buchten über das Hostel für den nächsten Tag, den Montag, 9. September 2019 einen Ausflug in den Lynn Canon. Dieser Ausflug war sehr kurzweilig, in der Natur und unterhaltsam, als es am Ende zu einer Bierverkostung ging. In Kanada ist auch das Feiern, Bier trinken und Party machen sehr wichtig. Erinnert mich irgendwie an Deutschland. Wir hatten an diesem Tag wirklich nette Unterhaltung mit einem Iren (den habe natürlich über Irland ausgefragt...im nächsten Post werdet ihr sehen warum), und einem Sachsen aus meiner deutschen Lieblingsstadt Dresden. 


Straßenkunst

im Pub

Biertresen

Verkostungstablett...ja, das Bier hat geschmeckt 😋



Anschließend waren wir dann auf Sightseeing Tour in Nähe unseres Hostels unterwegs. Zuerst besuchten wir China Town, obwohl wir gewarnt wurden, dort nicht hinzugehen. Da es dort sehr viele Homless People geben soll und es nicht ganz sicher ist. Also sicher ist es am Tag schon und ja, es gibt wirklich sehr viele Obdachlose. Aber nicht nur in China Town, sondern in der ganzen Stadt. Das hat mich schon sehr abgeschreckt. Weniger Street-level-sozial-Problems habe ich im modernen jüngeren Stadtviertel am Hafen gesehen.

Bevor die ersten spanischen Europäer dieses Land ab 1791 eroberten, lebten hier die First Nations. Der britische Kapitän Georg Vancouver erkundete 1792 mit seinem Schiff die Küste. Es folgten Eroberung und Unterdrückung. Der Goldrausch (1856 - 1862), eine boomende Holzfällerwirtschaft und der Export über den Haven Vancouver zog einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung nach sich. Unter den zahlreichen Aufträgen befand sich auch einer des chinesischen Kaisers, der Dutzende von riesigen Balken für das Tor des Himmlischen Friedens in der Verbotenen Stadt in Peking bestellte.

Nach der rasanten Einwanderungswelle wurde am 6. April 1886 die Stadt gegründet. Die Werften produzierten im 2. Weltkrieg Boote und Bomber für die Marine. Nach dem Angriff auf Pearl Harbor durch die kaiserlich japanischen Marinestreitkräfte wurden auch hier in Vancouver die japanischstämmigen Kanadier als Bedrohung gesehen. Sie wurden enteignet. im Hastin Park zusammengetrieben und danach in Lagern im Landesinneren interniert. Erst 1988 entschuldigte sich die kanadische Regierung offiziell und leistete Entschädigungszahlungen. Jedoch sind die Chinesen mit einem Anteil von knapp 30 Prozent die größte nichteuropäische Bevölkerungsgruppe in Vancouver.


Millenium Gate Vancouver Chinatown

ein wunderschönes Gebäude in meinen Augen 

im Dr. Sun Yat-Sen Classical Garden - ein kleiner Teil ist frei zugänglich

In Gastown, dem Gründungsviertel der Stadt lässt es sich gut flanieren. Hier stehen viele schöne alte Gebäude, es gibt viele Shopping Läden und einige historische Details zu entdecken. Die bekannteste Attraktion ist die weltweit erste Dampfuhr (Steam Clock). Die Straßenuhr mit Ziffernblättern an allen vier Seiten besitzt fünf Dampfpfeifen, die zu jeder Viertelstunde eine Melodie spielen. Die Uhr sieht wirklich sehr schön aus und ich fühlte mich, als sei ich in London unterwegs. Der Name GASTOWN stammt vom britischen Siedler "Gassy Jack" Deighton, der hier 1867 als Erster eine Kneipe für Holzfäller aus der Umgebung aufmachte. Die Statue von Gassy Jack findet man unweit der Steam Clock.














 





Am Dienstag starteten wir dann in Richtung Hafen. Wir durchstreiften Straßenzüge mit modernen Hochhäusern, besuchten die Vancouver Art Galery und spazierten an der langen Seawall Water Walk in Coal Harbour  entlang. Hier war alles sauber und auf Touristen ausgerichtet. Wir bestaunten die riesigen Kreuzfahrtschiffe, die berühmte Lions Gate Bridge, dem "Canada Place" Kreuzfahrt-Terminals mit seinen weißen Zeltdach-Spitzen und den Yachthafen. 

Jack Pool Plaza

Kreuzfahrtschiff


Skyline Vancouver 


Canada Place

Das "Vancouver Haus" (inoffizieller Name Beach and Howe Tower) finde ich sehr interessant und ungewöhnlich. Es ist ein verdrehtes Gebäude und ein Highlight in der Skyline von Vancouver. Die unteren 10 Etagen werden kommerziell genutzt. Hier sind Läden, Restaurants etc. untergebracht. In den oberen 49 Etagen sind Eigentumswohnungen, die dadurch samt ihren Gärten und Balkonen weit weg vom Verkehrslärm und der Hektik der Stadt sind. Es wurde von 2014 bis 2019 gebaut. 










deutsche Schokolade ist hier so teuer wie bei uns die englische - Diary.


am Yachthafen



Der Engagement Ring 

A-maze-ing Laughter




Der Engagement Ring ist Bronzeskulpturen, die aus 14 jeweils drei Meter hohen Figuren bestehen. Entworfen vom chinesischen Künstler Yue Minjun und 2009 im Morton Park im Stadtteil West End aufgestellt. Die unterschiedlichen Statuen zeigen das eigenen Bild des Künstlers "in einem Zustand des hysterischen Lachens". Als Teil der Installation steht in einer Inschrift "Möge diese Skulptur bei allen, die sie erleben, Lachvergnügen und Freude wecken." Das tut sie tatsächlich. Fast jeder Besucher hat sich an diesen Statuen erfreut und versucht, die Mimik und Gestik nachzuahmen. 






Am Mittwoch, den 11. September, Nataschas letzter und mein vorletzter Tag verbrachten wir in North Vancouver. Dazu durchquerten wir mit der Fähre den Vancouver Harbour und hatten so auch einen tollen Blick auf die berühmte Lions Gate Bridge.  Hier schlenderten wir mehr oder weniger durch Einkaufsmalls und um noch ein paar Mitbringsel zu ergattern. Zum Abschluss fuhren wir noch zur Granville Island Markthalle. 


zur Stärkung gibt`s russischen Borschtsch



Überfahrt mit der Fähre


Mein Lieblingsladen gibt es auch in Vancouver. Ist aber nicht das Original. 




hier gibt es leckeren frischen Fisch und canadischer Ahornsirup u.v.m zu kaufen

Am letzten gemeinsamen Tag gingen wir noch in den Stanley Park, da auch Natascha über Nacht nach Hause flog, hatten wir hier noch gemeinsame Zeit. Der Park ist riesig und wunderschön. Er ist ca. 400 Hektar groß, zum Vergleich der Große Berliner Tiergarten ist ca. 200 Hektar groß und das große Berliner Erholungsgebiet das Tempelhofer Feld ist 355 Hektar groß. Vancouver hat jedoch nur ca. 630.000 Einwohner, Berlin über 3,7 Millionen.

Vancouver hat 2 Universitäten und gilt als die lebenswerteste Stadt Kanadas. Sie hat zwar ein mildes Klima, ist aber als sehr regenreich. Die Olympischen Winterspiele wurden hier und halt in Whistler - der Startpunkt unserer Rundreise - 2010 ausgetragen. Und noch etwas kann die Stadt vorweisen: Der Umweltaktivist David McTaggart gründete hier Greenpeace! 👍😀







Nein..nicht die Meerjungfrau aus Kopenhagen, sondern "Girl in Wetsuit"





Totempfahl im Stanley Park 


Brockton Point Lighthouse

Geschenk der japanischen Botschaft - ein Drache 






Mein Fazit zu Vancouver ist eher gemischt. Auf der einen Seite eine tolle weltoffenen moderne Stadt, aber auf der andern Seite eine doch so typische Großstadt mit all den Problemen wie Wohnungsnot, überteuerte Wohnungen, Obdachlosen, Dreck und Lärm. Meine Erinnerungen an Vancouver sind daher eher verhalten, vielleicht liegt es auch daran, dass ich an jeder Ecke den so typischen Marihuana Duft gerochen habe, was ich überhaupt nicht mochte. Ich hatte das Gefühl, dass viele Menschen dort in Vancouver nicht mit dieser Freiheit umgehen können. 

Ich verabschiede nun Natascha. Ich bin froh, sie in Victoria kernen gelernt zu haben und dass wir diese Reise gemeinsam gemacht hatten. Seinerzeit hatte ich überlegt, in den 3 Wochen, die ich nach der Schule in Victoria zur Verfügung hatte, entweder mit dem Zug durch die Rocky Montanis - soweit möglich - zu fahren oder mit einem Schiff nach Alaska hoch. Das Schicksal hatte uns beide zusammengeführt. Dadurch dass wir gemeinsam mit dem Auto gefahren sind, war es viel entspannter, lustiger, intensiver und kostengünstiger. 

 Natascha war für diese Reise gut vorbereitet. So konnten wir problemlos gemeinsam starten und diese Rundreise durchführen. Ich bedanke mich bei Natascha für Ihre Geduld und ihre tollen Fotos. Ich freue mich, wenn wir uns mal wieder sehen sollten. Die Schweiz ist ja nicht allzu weit weg. Ich wünsche Natascha alle alles Gute im Leben! 😀💙




Ich bleibe also noch eine weitere Nacht in diesem Hostel und einen weiteren Tag, an dem es nur regnet. Aber dann kann auch ich aufbrechen und fahre mit der Metro zum Flughafen. Nachmittags am 13. September 2019 hebt mein Flugzeug der AIR CANADA um 15:20 Uhr ab und landet am 14. September 2019, einem Samstag, in Dublin in Irland. Wie es weitergeht....bitte blättert um. 💕


Das war nun meine letzte Station in Kanada. Gestartet bin ich von Australien, Brisbane, mit einem gefälschtem Visum. Ich hatte Glück, dass das damals am Flughafen in Brisbane unkompliziert, wahrscheinlich über einen Anruf bei der Deutschen Botschaft, korrigiert werden konnte und ich somit ohne weitere Schwierigkeiten nach Kanada einreisen durfte. 

In Victoria angekommen verlebte ich vier traumhafte Wochen mit anderen Sprachstudenten aus der  Schweiz, Süd-Korea, Spanien, Brasilien, Japan und vielen weiteren Nationen. Victoria ist wahrlich eine Königsstadt, in der ich leben würde wollen. Anschließend folgte die Rundreise durch die Bundesstaaten British Columbia und Alberta mit Whistler, Kamloops, Kelowna, Clearwater, Jasper, Canmore, Calgary und Vancouver. Ich sah wilde Bären, und Moose, spazierte auf einem Gletscher, stand auf einer schwindelerregenden 130 m langen Hängebrücke auf 2182 Meter, schwamm in glasklaren Seen, wanderte zwischen 1000 Jahren alten Bäumen, sah die springenden Lachse und lernte einmal mehr unsere Natur zu wertschätzen. Kanada wirkte auf mich sehr europäisch, sogar die Natur erinnerte mich immer wieder zum Teil stark an Norwegen. Der Einfluss der Europäer, insbesondere der Briten, ist so stark, dass ich eigentlich nicht wirklich viel von den Native People erfahren und gespürt habe. Das empfinde ich jedoch als sehr schade. Ich habe aber jedoch nur einen sehr kleinen Teil von dem riesigen Land gesehen. Das British Empire, das britische Weltreich, begegnete mir so oft auf meinem gesamten Reise, dass es mich zum Teil störte. Jedoch ist die Geschichte ein Fakt und der politische, sprachliche und kulturelle Einfluss wirkt bis heute in vielen Teilen der Welt nach. Die schönsten Erinnerungen werde ich wieder an die Menschen haben, an alle Studenten der  Global Village School Victoria, an die Stadt Victoria selbst und die traumhafte saubere Natur haben.



 








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