Von Jodpur nach Udaipur sind es ca. 250 km mit dem Bus. Die Abfahrt sollte 12:15 Uhr sein. Indische 12 Uhr, denn der Bus fuhr erst um 13:00 Uhr ab. Dauer ebenfalls ca. 5:30 Stunden. Es war ein etwas besserer Bus, ein sog. Sleeperbus. Es gab sogar eine kurze Pause nach der Hälfte der Fahrt. Wir hatten gute Plätze, der Bus war nicht wirklich voll. Der Preis war mit 10,00 € auch sehr gut. Leider bekommt man jedoch nicht immer einen Sleeperbus oder kann eine gute Klasse im Zug wählen. Die Bus- und Zugfahrkarten sollten sowieso mindestens 4 Wochen vorher gebucht werden, die Flugtickets noch früher. Sonst bekommt man keine Tickets mehr.
Im Bus war eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Die gesamten 5 Stunden haben die Kinder entweder geschlafen oder ganz brav mit einem kleinen Auto gespielt oder aus dem Fenster geschaut. Ich habe beobachtet, dass die Kinder in Indien eh nicht so verhätschelt werden wie bei uns. Diese Familie hat uns eingeladen, ihr Gast zu sein. Und wir waren ihnen ja wildfremd. Das ist mir in Deutschland noch nie passiert.
Udaipur ist umschlossen von drei künstlich angelegten Seen, darunter der Pichhola See. Der große Maharadschapalast, in welchem bis 1956 der Maharana von Mewar regierte, wird heute als Museum sowie als Hotel genutzt. Udaipur hat ca 470.000 Einwohner. Übrigens werden offizielle Bevölkerungsstatistiken erst seit 1991 geführt. In Udaipur gibt es viele Touristen und dementsprechen sind die indischen Händler sehr auf Tourismus geprägt. das war leider nicht sehr schön. Fast so wie in der Türkei oder in Ägypten oder Marokko, wenn man da schlendern gehen möchte. Einfach nur anstrengend.
Es folgen ein paar Bilder vom Palast, der nach seinem Bau 1599 ständig ausgebaut wurde.
In Udaipur gibt es auch das Taj Lake Palace Hotel, mitten im Pichhola-See gelegen.
Das Hotel war Drehort für viele Filme zB. James Bond "Octopussy". Eine Nacht in einem DZ kostet 640 €. Man kommt nicht auf die Insel, wenn man kein Zimmer hat.
Zum Schluss noch ein paar Gedanken zu Indien:
In Indien ist es immer laut. Der wahnsinnige Verkehr, das ständige Hupen aller Fahrzeuge, die Musik die aus fetten Boxen laut aus irgendeinem Haus dröhnt oder die schönen Klänge die aus einem Tempel kommen. Die Fenster sind entweder nicht vorhanden oder natürlich einfach, so dass man jedes Geräusch von der Strasse hört. Manchmal geht man aber in eine Seitenstrasse und es ist ruhig. Nur leider war es relativ selten das wir in unseren Unterkünften Ruhe hatten. Ich habe fast immer mit Ohrstöpsel geschlafen.
Es war auch oft ziemlich kalt. Ich musste ziemlich oft in meinem Schlafsack und dicker Thermowäsche schlafen. Die Inder kennen ja nicht wirklich dicke Bettdecken. Sondern meist sind es nur Wolldecken (liegen bei uns auf dem Sofa im Winter) und ein Laken zum zudecken. Mehrere Inder erzählten uns, dass sich ihr Klima auch stark verändert. Es wird in der Trockenzeit kälter und in der Regenzeit nimmt der Regen enorm zu und es gibt sehr viele Überschwemmungen.
In Indien leben die Menschen gemeinsam mit den Tieren friedlich nebeneinander. Menschen, Kühe, Hunde....alle teilen sich die die Strasse und es gibt keinen Stress. Die Hunde sind sowieso total friedlich. Sie gehören keinem und leben quasi wild überall. Aber sie tun nichts, bellen auch nie und zeigen ein außerordentlich friedliches Verhalten. Man kann ganz nah an ihnen vorbei laufen und muss keine Angst haben. Ich habe zweimal einen Hund als Haushund gesehen. Beide Hunde waren sehr aggressiv und bellten mich an. Bei den Kühen sollte man mit einem etwas größeren Bogen langsam vorbei gehen. Ich habe mal einen Mann beobachtet, der vor seinem Laden saß und aufstand als eine Kuh vorbei kam, sich kurz verbeugte und sich dann wieder hinsetzte. Die heilige Kuh trifft man in Indien überall. Und dann gibt es noch die Affen und die Tauben. Auch diese Tiere gehören ins meiste Stadtbild dazu.
Jedenfalls macht das ganze Gemisch es sehr schwierig, in Indien zu gehen. Man muss ständig auf dem Boden gucken, um den wirklich schlechten Straßenzuständen (Gehwege? Was ist das?) , den Hinterlassenschaften von Rind, Hund, Affe, Katze, Huhn oder den Abwasserkanälen auszuweichen. Das geht aber nicht so einfach, weil neben dir die Mopeds oder die TUK TUKs fahren. Ja, neben dir und nicht in einem Meter Abstand. Aber es gibt kaum Unfälle. Während der 8 wöchigen Indienrundreise (genau 56 Tage) habe ich keinen einzigen Unfall gesehen. Dann muss man auch aufpassen, dass man nicht aus Versehen angespuckt wird. Zum Glück ist mir das nicht passiert. In Flughäfen, auf Bahnhöfen, Tempel o.ä. sind Schilder angebracht, auf denen steht, dass spucken und rauchen verboten ist und mit einer Geldstrafe, meisten so 2000 Indische Rupie (ca 25 €) geahndet wird. Öffentliche Toiletten gibt es sowieso nicht. Die Männer urinieren einfach überall und die Frauen hocken sich wahrscheinlich auch irgendwo hin. Es gibt noch eine weitere Unart. Anstelllen kennen die Inder nicht. Die drängeln immer überall vor. An den Kassen zum Museum, beim Ausstieg im Flugzeug (das Flugzeug ist steht noch nicht mal!), egal wo und egal ob Männer oder Frauen.
Überall habe ich fast nur Männer gesehen, die arbeiten. Die Frauen arbeiten eher zu Hause und auf dem Feld und kümmern sich um die Kinder. Sie nehmen nicht wirklich am gesellschaftlichen Leben teil. Wenn wir angesprochen wurde, wegen Selfie machen oder wo wir her kommen etc, immer redete der Mann. Er konnte ggf. ein paar Brocken Englisch. Die Frau stand daneben und getraute sich nichts zu sagen. In den Großstädten Dehli und Kolkatta war es etwas anders. Da gibt es viele Frauen, die auch außerhalb der eigenen 4 Wände arbeiten und somit Zugang zum öffentlichen Leben erhalten.
Ich bin ständig hin- und hergerissen in diesem Land zwischen Negativen, wie zB. Armut, Dreck, Smog, Misogyne (frauenverachtene) Einstellungen und Verhaltensweisen, den katastrophalen hygienischen Zuständen, dem schlechten Gesundheitswesen und Positiven, wie zB. ein herzliches Lächeln, ein schönes Bild an einer Häuserwand, ein schönes altes Haveli. Ich kann mir noch soviel Mühe geben und versuchen, das Land zu beschreiben. Man muss es einfach selber erleben um sich sein Urteil bilden zu können. Jedenfalls ist eine Tollwut Impfung Quatsch! Und auch als alleinreisende Frau müsste man hier nichts befürchten. Das negative Bild, welches bei uns in den Medien gezeigt wird, entspricht nicht den Menschen in diesem Land! Das Land ist aber tatsächlich ein sog. Schwellenland. Meistens ist es sehr, sehr rückständig. Alles alte, was bei uns ausgedient hat, kommt hierher. Kassettenrecorder, Röhrenfernseher, alte Autos etc. Die Menschen, die dann diese alten Dinge besitzen, gehören schon zu den Menschen, denen es etwas besser geht. Der Alphabetisierungsgrad in Indien beträgt immer noch ca. 70 Prozent (offiziell). Die wenigen Inder, die es geschafft haben, eine gute Schulausbildung und eine gute Ausbildung erhalten zu haben und vielleicht sogar in Amerika oder in Europa arbeiten zu können, sind jedoch die wenigsten Menschen in diesem Land, welches so groß ist, dass es ein eigener Subkontinet ist.
Es war keine einfache Reise, da es keine fertig gebuchte Gruppenrundreise war. Aber dafür habe ich viel mehr das wirkliche Land und die Menschen kennengelernt.
Es ist sehr schwer Indien zu beschreiben. Dieses Land ist einfach unglaublich. So gänzlich anders, unvorstellbar vielseitig, pulsierend – und immer bereichernd. Es wird wohl wohl kaum jemanden geben, der nicht von Indien tief berührt wird und dessen Leben nicht einen neuen Anstoß bekommen wird durch die Begegnung mit diesem Land der Millionen Götter und seinen Menschen.
"Indien ist durchdrungen von einer tiefen, sinnlichen Spiritualität, die im Herzen eines jeden Inders innewohnt und dabei so verschiedene Formen hat, wie es Götter gibt"
Meine Reise endet heute hier in Delhi. Es geht nun weiter in ein neues Abenteuer.
PS: Weil ich nicht mehr Indische Rupies für den letzten Tag tauschen wollte, musste ich mit relativ wenig auskommen. Mit meinem letzten Geld bin ich dann abends mit dem Taxi zum Flughafen gefahren. Bei der Unterhaltung mit dem Taxifahrer erzählte ich ihm, dass ich mich auf den Flughafen freue, denn da kann ich endlich wieder mit Kreditkarte zahlen, da ich den ganzen Tag nichts gegessen hatte, da ich kein Bargeld mehr hatte. Was wollte der Taxifahrer tun? Mir 100 IRU schenken, damit ich mir was zum essen kaufen kann. So ist die indische Bevölkerung! Das meine ich mit: die Menschen sind total warmherzig und lieb! (Nein, ich habe das Geld nicht genommen ;)]
Danke für Deine objektiven und differenzierten Schilderungen dieses faszinierenden Landes. Man merkt, dass Du mit Leib und Seele in diesem Land warst, auch wenn da nicht alles perfekt ist. Du hast Dich eingelassen. Ich denke, dass unterscheidete eine Reisende von einer Touristin. Die Reisende will das Land und die Menschen erleben, die Touristin will sie "nur" sehen.
AntwortenLöschenWeiterhin viel Glück, tolle Erfahrungen und schöne Erlebnisse.